Lebendige Sport Antike ins Museum bringen

von Felix Zilke

Ralph Hirsch (links) mit Aiko Wulff und dem FDGB-Pokal im Sportmuseum Leipzig (Foto: Anhalt Sport e.V.)

Geschichte, Tradition und schöne Andenken an den Sport: Das erwartete uns in Leipzig. Denn am 16. März waren wir zu Besuch im dortigen Sportmuseum. Dabei war vor allem ein Gegenstand Objekt der Begierde. „Wow, ist der aber groß“, dachte man sich und zog Vergleiche zur aktuellen Zeit.

Die Rede ist vom FDGB-Pokal. Der etwa 100cm große FDGB-Pokal war in der DDR der nationale Pokalwettbewerb im Fußball, also vergleichbar mit dem heutigen DFB-Pokal. Er wurde – wie auch in weiteren Sportarten – von der Einheitsgewerkschaft Freier Deutscher Gewerkschaftsbund (FDGB) als Wanderpokal ausgeschrieben. Nach der Wiedervereinigung wurde die letzte Auflage im Jahre 1991 unter der Bezeichnung NOFV-Pokal durchgeführt.

Er feierte 1949 seine Premiere. Im Kurt-Wabbel-Stadion in Halle setzte sich damals die BSG Waggonbau Dessau vor 10.000 frenetischen Zuschauern beim 1:0-Erfolg gegen die BSG Gera Süd die Krone auf und gewann den allerersten FDGB-Pokal. Es ist wohl der größte Erfolg einer Dessauer Fußballmannschaft. Der BSG Waggonbau Dessau damals, heute dem SV Dessau 05, wird man diesen ersten FDGB-Pokal nie mehr nehmen können. Dieses Stück Dessauer Geschichte stand also im Zentrum unseres Besuchs in Leipzig.

Aiko Wulff, der neue Leiter des Leipziger Sportmuseums, erzählte: „Wir haben 90.000 Objekte und das sind jetzt nicht die einzigen Objekte, die wichtig sind im Sportmuseum. Sie verweisen auf verschiedene Aspekte. Der FDGB-Pokal, das ist die älteste Variante des Pokals, ist eins unserer populärsten Objekte. Er wird immer wieder angefragt, weil 19 Vereine darauf stehen, die den gewonnen haben.“

Doch der Ausflug hatte noch einen weiteren Hintergrund. Seitdem Ralph Hirsch in Dessau Sportveranstaltungen organisiert – bis 2015 als Stadt Dessau, danach mit Anhalt Sport e.V. – sammelt sich ein ganz schön großer Fundus zusammen. „Von Funktionären, Verbandspräsidenten, Trainern, Teammanagern aber auch Sportlern erhält man als Dank für die Organisation immer mal kleine bzw. große Geschenke. Das geht von Wimpeln, Bällen, Trikots bis hin zu Pokalen, Medaillen und Trophäen“, erzählt Ralph Hirsch, „und all diese schönen Dinge liegen eingeschlossen und niemand bekommt sie nicht zu Gesicht. Das ist zu schade.“ Damit sich das in Zukunft vielleicht ändert, wurden interessante Gespräche mit Aiko Wulff geführt. Er sagte auch, dass sie ein Sportmuseum für ganz Mitteldeutschland sein würden, als nur eins für Leipzig. Der Sport-Museumsleiter fügte zudem an: „Und da passen die Dinge, die sich aus den Veranstaltungen in Dessau angesammelt haben, perfekt hin.“

Auch in Dessau gibt es Bestrebungen – durch Handball-Olympiasieger und Dessauer Günther Dreibrodt – ein Sportmuseum in kleinerer Form zu eröffnen Dann können die Dessauer Objekte natürlich wieder in die Bauhausstadt wandern, Leihobjekte ausgetauscht werden usw., sofern es konkreter wird. Doch bis dahin geht´s eben nach Leipzig für ein paar Objekte (wir werden weiter darüber berichten).

Ralph Hirsche freute sich auch: „Der Besuch in Leipzig war zugleich Auftakt für eine Kooperation zwischen dem Sportmuseum Leipzig und Anhalt Sport e.V. Das hat sich ergeben und ist eine Win-Win-Situation für alle.“ Demnach könnten in Zukunft so manche Dessauer Ausstellungsstücke der hiesigen Sport Antike den Weg nach Leipzig finden.

 

 

  • Zum Museum: Eröffnet 1977 im Hauptgebäude des damaligen Zentralstadions, wurde die auf 600 Quadratmeter zu sehenden Dauerausstellung 1991 geschlossen. Die umfangreiche und vor allem im Hinblick auf den lokalen und DDR-Sport hoch interessante Sammlung fand im Keller des Olympiastützpunktes ein neues Zuhause. Der Direktor Operations bei RB Leipzig, Ulrich Wolter, erklärte bei der Einweihung der Werner-Seelenbinder-Gedenktafel im Dezember 2019, dass rechtzeitig zur Fußball-Europameisterschaft 2024, bei der Leipzig eine Spielstätte sein wird, weder im noch am Stadion Baustellen vorhanden sein werden. Mit anderen Worten: In drei Jahren soll das Sportmuseum, welches nicht offiziell geöffnet ist, in einem Neubau auf dem Stadionvorplatz wieder offen sein. „Wir arbeiten an einer Ausstellungskonzeption und an einem Ausstellungsdrehbuch. Spätestens dann ist der Olympiastützpunkt endgültig Geschichte“, so Aiko Wulff.

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