ANHALT 2021 - Rückblick
von Felix Zilke
Das 23. Internationale Leichtathletikmeeting in Dessau war wieder ein Highlight mit tollen Leistungen. Johannes Vetter hat seine sensationelle Weltklasse-Serie in dieser Saison auch beim 23. Anhalt-Meeting in Dessau fortgesetzt und sich mit 93,20 Metern den Meeting-Rekord gesichert.
(Foto: Ralph Weiser)
Veranstaltungen sind in diesen schwierigen Zeiten sehr rar gesät oder praktisch gar nicht möglich gewesen. Aber Anhalt Sport e.V. mit all seinen Partnern ist es jedoch gelungen, dass das hochkarätige 23. Internationale Leichtathletikmeeting auf die Beine zu stellen – und das mit außergewöhnlich vielen Weltklasse-Athleten und herausragenden Leistungen.
Nur zwei Tage nach seinen 94,20 Metern beim Meeting in Ostrava (Tschechien) hat Speerwerfer Johannes Vetter (LG Offenburg) in Dessau direkt wieder für Staunen gesorgt. Nach 87,67 Metern im ersten Versuch ging beim zweiten Wurf ein Raunen durch das Publikum: 91,86 Meter bedeuteten schon den neuen Meeting-Rekord, bevor er im dritten Durchgang mit 93,20 Metern noch einen draufsetzte. Nach einem weiteren starken Wurf auf 88,09 Meter im vierten Versuch beendete der Weltmeister von 2017 seinen Wettbewerb.
„Mein letzter Wettkampf ist erst 48 Stunden her, mit richtiger Vorbereitung statt der Anstrengung von Ostrava wäre noch mehr drin. So ein Ergebnis macht einen natürlich schon stolz“, erklärte der 28-Jährige nach dem Anhalt Meeting. Auch der zweitplatzierte Julian Weber (USC Mainz) stellte seine gute Form unter Beweis: Mit 84,51 Metern fehlte nur ein halber Meter zur Olympia-Norm.
„Das ist natürlich unglaublich und war nach den Reisestrapazen nicht zu erwarten. Johannes Vetter hat uns wieder einmal alle überrascht. Es freut uns, dass der Meetingrekord nun endlich gekippt ist. 93,20 Meter sind ein Aushängeschild, das wohl erstmal Bestand haben wird“, zeigte sich Meetingdirektor Ralph Hirsch mit dem Speerwurf hochzufrieden.
Dritter Sieg in Folge für Malaika Mihambo
Weitsprung-Weltmeisterin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) schaffte ihren dritten Sieg beim Anhalt-Meeting in Folge. Mit 6,68 Metern im zweiten Versuch zeigte sie sich zufrieden für den Saisoneinstieg: „Den Anlauf habe ich noch nicht so richtig gut getroffen, daran muss ich noch arbeiten. Für den Wettkampf mit dem wechselnden Winden ist das Ergebnis aber völlig in Ordnung. Ich habe gemerkt, dass ich gut drauf bin.“
Zweite wurde Lucie Kienast (SV Halle), die mit 6,51 Metern bei etwas zu viel Rückenwind (+2,5 m/s) bis auf drei Zentimeter an ihre persönliche Bestleistung heran sprang und die Silbermedaillengewinnerin der Hallen-EM, Nastassia Mironchyk-Ivanova (Belarus), hinter sich ließ.
Emotionales Comeback für „schnellste Mama“ Cindy Roleder
Einen der emotionalsten Momente des 23. Anhalt-Meetings in Dessau lieferte keine Siegerin, sondern Cindy Roleder (SV Halle), die ihr Comeback nach der Geburt ihrer Tochter feierte. Die Europameisterin von 2016 lief im B-Finale zwar nicht unter die erhofften 13 Sekunden vor dem Komma, doch als sie im Fernsehinterview über die Freuden als Mutter sprach, rollten ihr Tränen über das Gesicht. „Das gibt einem so viel und ich bin so glücklich darüber. Natürlich hatte ich mir eine schnellere Zeit erhofft, aber der Anfang ist gemacht“, sagte Roleder.
Stabhochsprung-Weltmeister Sam Kendricks (USA) kratzte trotz schwierigen Bedingungen am Meeting-Rekord. Nach übersprungenen 5,80 Metern versuchte er sich dreimal vergeblich an 5,91 Metern. Oleg Zernikel (ASV Landau) überwand seine Saisonbestleistung von 5,50 Metern erneut und belegte den zweiten Platz.
Karl Bebendorf verfehlt deutschen Rekord hauchdünn
Karl Bebendorf (Dresdner SC) schlug nach dem Überqueren der Ziellinie über die 2.000 Meter Hindernis die Hände über den Kopf zusammen. 5:25,64 Minuten wurden auf der Anzeigentafel eingeblendet, 5:25,55 Minuten wären der deutsche Rekord über die Strecke gewesen, den sich Bebendorf vorgenommen hatte. „Natürlich ärgert man sich, wenn das so knapp war“, zeigte er sich etwas enttäuscht
Über 100 Meter zeigte Jennifer Montag (TSV Bayer Leverkusen), dass sie nach ihrer Finalteinahme bei der Hallen-EM Selbstbewusstsein getankt hat, und lief in 11,29 Sekunden zum Sieg. Sina Mayer (LAZ Zweibrücken) folgte dicht dahinter in 11,30 Sekunden.
Bei den Männern lief Vorjahres-Sieger Abeykoon Yupun Mudiyanselage (Sri Lanka) in 10,09 Sekunden dicht an den Meeting-Rekord heran. Schnellster Deutscher wurde Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) auf Rang drei in 10,31 Sekunden bei einem Rückenwind von 2,5+. Maurice Huke (TV Wattenscheid) siegte im B-Finale mit neuer Bestzeit von 10,32 Sekunden.
Schnellster Saisoneinstieg für Christina Hering
Über 800 Meter musste sich Christina Hering (LG Stadtwerke München) in 2:01,83 Minuten nur knapp der Französin Renelle Lamote (2:01,66 min.) geschlagen geben. Schneller ist die Hallen-EM-Halbfinalistin noch nie in eine Saison gestartet. Hindernisass Gesa Krause lief bei ihrem Tempo-Test auf der Unterdistanz 2:05,76 Minuten. Zum erwarteten Hochsprung-Duell kam es zwischen Siegerin Iryna Herashenko und Yaroslava Mahuchik (beide Ukraine) – beide übersprangen 1,92 Meter. Mariya Lasitskene schied überraschend bei ihrem ersten internationalen Wettkampf seit 2019 bei 1,87 Metern aus.
Resümee des Meetingdirektors Ralph Hirsch (Anhalt Sport e.V.):
„Wir sind sehr stolz und froh, dass dieses herausragend besetzte 23. Internationale Leichtathletik Meeting Anhalt 2021 so erfolgreich und trotz Corona über die Bühne gegangen ist. Das ist nicht selbstverständlich. Wir danken allen, die an diesem Meeting beteiligt waren, es sind unzählige Personen, ganz viele ehrenamtliche Helfer – ohne die man dieses Internationale Top-Ereignis nicht auf die Beine stellen könnte. Sportlich haben wir trotz der nicht ganz einfachen Windverhältnisse tolle Leistungen gesehen. Zwei Meetingrekorde waren deshalb nicht zu erwarten und hat uns positiv überrascht. Johannes Vetter hat mit seinem Wurf natürlich einen absoluten Glanzpunkt gesetzt. Das freut uns sehr. Zu guter Letzt möchte ich mich stellvertretend für Anhalt Sport e.V. bei allen Sponsoren, Partnern und Förderern bedanken, denn es ist nicht selbstverständlich, dass man in dieser schwierigen Zeit mit diesen schwierigen Bedingungen trotzdem zu uns und zu diesem Meeting hält und Unterstützung zusichert. Dafür möchten wir uns vor allem und sehr herzlich bedanken. Einmal mehrkonnten wir unter Beweis stellen, dass das Anhalt Meeting zu den besten und bedeutendsten Meetings in Deutschland zählt. Der MDR übertrug das Meeting volle 3,5 Stunden live, sodass die Bilder in alle Welt gingen.“
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